57 Sattelzüge mit Hilfsgütern und kein Ende

„Angesichts der dramatischen Situation in der Ukraine ist es unsere Pflicht zu helfen“, sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn, als klargeworden war, dass der Überfall Russlands auf sein Nachbarland die größte europäische Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst hat. Unternehmen der Landesholding-Gruppe – etwa Verkehrsbetriebe, Landesimmobilien, Kurbad, Gästehäuser – haben bei den breit angelaufenen burgenländischen Hilfsmaßnahmen von Beginn an entscheidende Rollen.

 

Unternehmen der Landesholding Burgenland sind der Motor der Ukraine-Hilfe des Landes

Die Bilanz der ersten Hilfswelle bis Mitte März kann sich mehr als sehen lassen: 57 Sattelzüge haben Hilfsgüter aus dem Burgenland in die Ukraine, in die Slowakei und nach Rumänien gebracht. Im Burgenland gab es zwei Sammelzentren für Hilfsgüter, eines in Wulkaprodersdorf im Bezirk Eisenstadt-Umgebung, eines in Rudersdorf im Bezirk Jennersdorf. Kooperationspartner bei den Transporten waren die Speditionen König Transporte, Luisser Trans und Pall sowie Firmen aus der Ukraine.

Fünfzehn Mal sind die Burgenland-Busse Fahrten an die unkrainische Grenze und retour gefahren und haben 625 Personen in Sicherheit.

Dank für die Zusammenarbeit

Wolfgang Werderits, Geschäftsführer der mit den Aufgaben betrauten Verkehrsbetriebe Burgenland GmbH (VBB), sagt: „An dieser Stelle dürfen wir uns bei allen Beteiligten für die tatkräftige Unterstützung und für die gute Zusammenarbeit bedanken.“ Die Aufgaben haben die VBB in enger Koordination mit dem Team der Quartierkoordination Ukraine – das Teil des Koordinationsstabes des Landes ist – rund um Hauptreferatsleiter Alexander Heller umgesetzt.

LHB-Geschäftsführer Hans Peter Rucker sagt: „So tragisch der Anlass ist, aber es hat sich erneut gezeigt: Auf die landeseigenen Unternehmen ist Verlass, wenn es darauf ankommt, rasch und professionell Aufgaben umzusetzen. Vielen Dank dafür!“ LHB-Prokurist Peter Dopler ist Mitglied des Ukrainehilfe-Einsatzstabes des Landes.

Eigene Lagerhalle in der Slowakei

Der Landeshauptmann war bereits kurz nach Beginn des Krieges mit dem Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Verkehrsbetriebe-Geschäftsführer Wolfgang Werderits persönlich in Košice in der Ostslowakei, um sich zu vergewissern, dass die umfangreich angelaufene burgenländische Hilfe auch tatsächlich ankommt. Das Burgenland hat dort an der Grenze zur Ukraine eine Lagerhalle angemietet, um gemeinsam mit Hilfsorganisationen wie der burgenländischen Caritas gezielt Güter ins Kriegsgebiet zu bringen.

Die Hilfsmaßnahmen gehen ab Mitte April in die nächste Runde – mit weiteren Güter- und Personenfahrten sowie mit einer zusätzlichen Hilfsschiene: Landeshauptmann Doskozil Mitte April angekündigt, dass die Burgenländischen Krankenanstalten-Ges.m.b.H. (KRAGES) mit einem westukrainischen Spital in Lwiw/Lemberg zusammenarbeitet, um medizinisches Verbrauchsmaterial, Geräte und Medikamente aus dem Burgenland zur Verfügung zu stellen. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet, das vor allem Geld für den Ankauf dieser Güter sammeln soll. Gekauft werden ausschließlich jene Medikamente, die das Partnerspital anfordert.

Spendenkonto des Landes Burgenland
Kennwort „Burgenland hilft Ukraine“
IBAN: AT81 5100 0810 1505 7800

„Alle Hilfsaktionen sind nur möglich gewesen, weil viele Burgenländerinnen und Burgenländer mitgearbeitet haben, denen wir ein großes Dankeschön sagen wollen. Da der Krieg nicht aufhört, werden wir unsere Solidaritätsmaßnahmen fortsetzen – und zwar so bedarfsgerecht und zielgenau wie möglich“, so der Landeshauptmann. Das Land arbeite eng mit der Ukrainischen Botschaft in Österreich, Partnern aus der Ukraine und Burgenländerinnen und Burgenländer mit Verbindungen in die Ukraine zusammen. 

Um Betroffenen zu helfen, ruft das Land wieder zur Spende von Hilfsgütern auf. Gesammelt werden folgende dringend benötigte Hilfsgüter:

  • Babynahrung
  • haltbare Nahrungsmittel in Konserven
  • Hygieneprodukte (Zahnpasten, Zahnbürsten, Seife, Shampoo, Feuchttücher, …)
  • Windeln für Erwachsene, Hygienewindeln, Unterlagen (60 x 90 cm)
  • Ladegeräte für Mobiltelefone (Powerbanks)
  • Thermoskannen, Reisetaschen
  • Isomatten (in allen Stärken, je dicker desto besser) in Rollen

Die Liste der benötigten Hilfsgüter, die Abgabezeiten und die Standorte der Sammelstellen sind auf www.burgenland.at/burgenland-hilft abrufbar.

Die gespendeten Güter werden nach Produkt sortiert auf Paletten gepackt, zweisprachig beschriftet – deutsch und ukrainisch – und anschließend von Transportunternehmungen direkt in die Ukraine gebracht.

Die Hilfsgüter können werktags von 7 bis 17 Uhr sowie an Samstagen von 8 bis 12 Uhr zu folgenden Sammelstellen gebracht werden:

  • Straßenmeisterei Frauenkirchen, Mönchhofer Straße 2, 7132 Frauenkirchen
  • Straßenmeisterei Parndorf, Neudorfer Straße - Betriebsgebiet 2, 7111 Parndorf
  • Straßenmeisterei Eisenstadt Nord/Süd, Ruster Straße 135, 7000 Eisenstadt
  • Straßenmeisterei Mattersburg, Rohrbrücke 7, 7210 Mattersburg
  • Straßenmeisterei Oberpullendorf, Spitalstraße 28, 7350 Oberpullendorf
  • Straßenmeisterei Oberwart, Wiener Straße 53, 7400 Oberwart
  • Straßenmeisterei Großpetersdorf, Ungarnstraße 18, 7503 Großpetersdorf 
  • Straßenmeisterei Güssing, Wiener Straße 62, 7540 Güssing
  • Straßenmeisterei Jennersdorf, Raxer Straße 4, 8380 Jennersdorf

Infohotline:

Für Anfragen (Sammelstellen, Hilfsgüter etc.) wurde die Hotline 0800 500 805 eingerichtet. Diese ist zu den Bürozeiten (Mo-Do 7.30 bis 16.00 Uhr und Fr 07.30 bis 13.00 Uhr) besetzt.

Fortgesetzt wird auch die Transferaktion für Vertriebene aus der Ukraine, die im Burgenland vorübergehend in Sicherheit gebracht werden. Organisiert wird die Hilfsaktion wie schon bisher von den Verkehrsbetrieben Burgenland. Zumindest ein Bus der VBB soll pro Woche an die slowakisch-ukrainische Grenze fahren und von dort Flüchtlinge ins Burgenland bringen. Ein erster Transfer mit 25 Personen – wieder überwiegend Frauen und Kinder – kam bereits in der Nacht auf Gründonnerstag im Burgenland an.

„Bus der großen Herzen“

In den Medien hat der Einsatz der Südburgenland-Busse von Beginn an große Anerkennung gefunden, hier ein Beispiel:

Ukraine - Bus der großen Herzen holt Menschen aus Kriegsgebiet - BVZ.at

Wolfgang Werderits wickelte die Transporte mit höchster Professionalität ab, das wurde ihm von allen Seiten bescheinigt. Er berichtete der BVZ aber auch sehr persönliches: „In der Nacht reißt es einen dann schon hin und her, wenn man das Erlebte verarbeitet. Da wird einem erst bewusst, wie dankbar wir jeden Tag sein sollten, in Frieden zu leben. Die Menschen, die wir in Sicherheit bringen, haben alles verloren, sind verzweifelt und weinen viel.“

„Wir haben mit diesem ‚Räderwerk der Hilfe‘ in 15 Fahrten insgesamt 625 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, in Sicherheit gebracht. Das Burgenland hat damit einen großartigen Akt der humanitären Hilfe geleistet, auf den wir als Bundesland stolz sein können. Ich danke allen, die dazu einen Beitrag geleistet haben“, so Landeshauptmann Doskozil.

„Viele hilfsbereite Hände“

Den Vertriebenen wurde jeweils schon während des Transfers eine private Unterkunft im Burgenland zugewiesen – nur ein kleiner Teil der ins Burgenland geholten Menschen ist weitergereist oder konnte sich auf selbst organisierte Quartiere verlassen. Diese reibungslose Abwicklung sei nur möglich gewesen, weil viele Burgenländerinnen und Burgenländer rasch und unbürokratisch Raum zur Verfügung gestellt haben, so Landeshauptmann und LHB-Aufsichtsratsvorsitzender Hans Peter Doskozil: „Es ist beeindruckend, wie viele hilfsbereite Hände da uneigennützig zusammen gegriffen haben. Die Bevölkerung hat wie beim Fall des Eisernen Vorhangs oder beim Jugoslawien-Krieg einmal mehr ihr großes Herz bewiesen!“ Nächste Aufgabe sei es jetzt, Deutschkurse für die Vertriebenen zu organisieren, auch daran werde intensiv gearbeitet. Die ersten Kinder wurden auch schon in die Schulen integriert.

Unterkünfte für Vertriebene

Für die Erstversorgung sind im Burgenland bis zu 480 Plätze in der Nova-Rock-Halle in Nickelsdorf bereitgestanden. Dort waren der Krisenstab des Landes, die Hilfsorganisationen und die Nova-Rock-Partnerfirma Emak (Eigentümer: der Eisenstädter Andreas Kallaschek) im Einsatz. Mit Betten in Gemeindezentren waren es insgesamt rund tausend Plätze für die Erstversorgung von Vertriebenen im Burgenland.

Die Landesimmobilien Burgenland sorgen seit Beginn der Hilfsaktion dafür, dass nach der Erstversorgung längerfristig beziehbare Unterkünfte bereit sind. Laut Anton Grosinger von der Stabsstelle für Sonderprojekte bei den Landesimmobilien werden von Privatpersonen im Burgenland laufend Unterkünfte angeboten – via Internet über die Initiative „Burgenland hilft“. Grosinger prüft die Fakten zu dem jeweiligen Quartier und transferiert die Angebote an den Krisenstab des Landes. Aufgrund der Lage und der Entwicklung der Flüchtlingsströme werden weitere Quartiere benötigt.

Plätze im Kurhotel und in Gästehäusern

Auch im Gesundheitsressort Reduce in Bad Tatzmannsdorf werden Vertriebene untergebracht. „Seit dem 20. März haben wird rund dreißig ukrainische Frauen und Kinder aufgenommen. Sie wohnen in einem unserer vier Kurhotels, in einem Bereich, in dem das derzeit von der Auslastung her möglich ist“, so Andreas Leitner, Geschäftsführer der Kurbad Tatzmannsdorf GmbH. Involviert in die Hilfe ist auch die Gästehäuser Burgenland GmbH, eine weitere Tochter der Landesholding. In Pinkafeld und in Stegersbach wurden Vertriebene untergebracht.